Zuweiser

Alles versucht und doch kein Ende des Konflikts?

Rund 40 Prozent aller Ehen werden geschieden, und bei nicht verheirateten Paaren nimmt man ähnliche Verhältnisse an. Jedes zehnte Elternpaar sucht Hilfe bei Behörden oder Gerichten. Ein Drittel bis die Hälfte von ihnen erlebt eine hochstrittige Trennung – mit hohem Bedarf an professioneller Unterstützung: Besuchsbegleitung, Beistandschaft, sozialpädagogische Familienbegleitung, Mediation, psychologische Betreuung für Kinder und Eltern, Gutachten, Anwälte.

Leider bleibt die Hilfe oft wirkungslos. Erfahrene Mediatoren berichten, bei hochstrittigen Eltern zu scheitern. Kinderpsychologen können den Stress für die Kinder nicht lindern, solange der elterliche Konflikt andauert. Auch Eltern, ihr Umfeld und Fachkräfte fühlen sich zunehmend hilflos.

Was ist anders am Programm „Kinder aus der Klemme“?

Im Gegensatz zu den bisherigen Ansätzen gehen Justine van Lawick und Margreet Visser, die das Konzept in den 90er Jahren in den Niederlanden entwickelt haben, davon aus, dass hochstrittige Eltern nicht per se schwer erreichbar sind, sondern dass für sie der bisher gewählte individuelle bzw. monofamiliäre Zugang nicht der beste ist. Das therapeutisch fundierte und stark strukturierte Programm, das im Sinne einer Multifamilientherapie durchgeführt wird, ist inzwischen wissenschaftlich auf seine Wirksamkeit evaluiert.

  • In 8 Terminen arbeiten 5 bis 7 Elternpaare unter Anleitung von zwei Moderator*innen gemeinsam an ihren Konfliktmustern.
  • Gleichzeitig haben die Kinder (4–16 Jahre) in einer Parallelgruppe unter Begleitung von zwei Kindermoderator*innen die Möglichkeit, sich darüber auszutauschen, wie sie der elterliche Streit belastet.
  • Zu Hause unterstützt das soziale Netzwerk der Familie die Eltern im Veränderungsprozess.

Seit 2021 wird das Programm auch in der Schweiz angeboten und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Bisher gibt es Gruppen in Solothurn, Bern, Winterthur, Schaffhausen und Genf. In Biel startet der erste Kurs nach den Sommerferien 2025 als zweisprachiges Angebot (Deutsch – Französisch).

Kennen Sie Eltern, die von diesem Programm profitieren könnten?

Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme!

Kinder aus der Klemme war meine letzte Hoffnung aus der Abwärtsspirale mit meiner Ex-Frau und der Entfremdung meines Kindes wieder herauszufinden. Die Intensität des Programms, die Herangehensweise und Professionalität der Betreuer haben mir die Möglichkeit gegeben, mich auf die Veränderungen einzulassen und mich von alten Mustern zu lösen. Heute habe ich wieder einen guten Kontakt zu meinem Kind und kann zusammen mit meiner ehemaligen Partnerin Eltern sein. Für diese Unterstützung bin ich sehr dankbar.
M. Vater von M. (8 Jahre)

Hochstrittige Trennung

Eine anerkannte Definition für hochstrittige Trennungen gibt es nicht. Bei „Kinder aus der Klemme” gehen wir davon aus, dass es sich um eine hochstrittige Trennung handelt, wenn mehrere der untenstehenden Merkmale beobachtet werden. Auch wenn einige davon in der Anfangsphase jeder Trennung vorkommen – bei hochstrittigen Trennungen bestehen diese auch nach einem Jahr weiter. 

Beide Seiten machen sich gegenseitig schlecht und jeder macht den anderen für die Situation verantwortlich. Das führt zu ständigem Stress und heftigen Gefühlen. Konflikte eskalieren und destruktive Kommunikationsmuster prägen den Umgang miteinander. Niemand hört mehr zu oder denkt nach. Es fehlt an Mitgefühl und echtem Austausch. Alle sind nur noch in ihrer eigenen Sichtweise gefangen. 

Nicht nur die Kinder, sondern auch viele andere Menschen geraten in den Streit: Großeltern, neue Partner, deren Familien, Freunde, Nachbarn, Anwälte, Mediatoren, Therapeuten, Ärzte sowie Menschen aus dem schulischen und beruflichen Umfeld. Die Streitigkeiten betreffen nicht nur zwei Menschen, sondern zwei Gemeinschaften.

Der Streit hört mit der Trennung nicht auf. Er geht weiter – jetzt darum, wie die Trennung dargestellt wird, was man für die Kinder will und wie es in Zukunft weitergehen soll. 

Die Kinder bekommen nicht mehr die Aufmerksamkeit, die sie brauchen – weder im privaten Umfeld noch von den Fachleuten, die eigentlich helfen sollten. 

Nicht nur die Eltern, sondern auch Menschen aus ihrem Umfeld und die Fachleute fühlen sich hilflos und überfordert.